Weg damit. Überlegungen zu einer Theorie des Wegwerfens
“Es gilt, die Archivalienbestände von Wertlosem und Überflüssigem zu befreien. Dies erleichtert die wissenschaftliche Forschung.” Dies schreibt eine bekannte Online-Enzyklopädie ungerührt zum Thema der “Kassation”. Also werfen wir alles weg, damit wir schneller forschen können. Die unerklärlichen Problemfälle kommen einfach in die Tonne: Poubelle. Aber sind Museen, Archive, Bibliotheken nicht eigentlich Orte des Aufbewahrens, des Sammelns und der Ordnung? Die andere, dunkle Seite unserer Sammlungsstätten wird in der Öffentlichkeit nur selten benannt und behandelt. Denn tatsächlich bewahren sie nicht nur, sie haben auch den Auftrag wegzuwerfen, “a license to throw away”. Denn das Bewerten der kulturellen Dinge beinhaltet nicht nur die “guten”, sondern auch die “bösen” Dinge, jene, die man nicht haben, nicht sehen und nicht aufheben möchte. Aussortieren, Deakzessionierung, Kassation, Entsammeln sind daher keine unbekannten Begriffe in den betroffenen Institutionen, sondern Bestandteile ihres alltäglichen Wortschatzes. Alle stehen sie für das Wegwerfen und die Vernichtung der als “wertlos” eingestuften Dinge. Wie geht das nun, die Bewertung eines Nachlasses, die Einschätzung, was des Aufhebens wert sei, und was nicht? Die Kollisionswoche widmet sich den Theorien, Standpunkten und Moralvorstellungen, vor allem aber auch der Praxis des Wegwerfens im öffentlichen Sammlungswesen.
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Prof. Dr. Matthias Noell, Kunsthistoriker mit Schwerpunkt Architektur- und Design- geschichte, Wissenschaftsgeschichte und Denkmalpflege. Dr. Sibylle Hoiman, Wissenschaftliche Kuratorin und Sammlungsleiterin am Bauhaus-Archiv Museum für Gestaltung, Berlin. Kunsthistorikerin mit den Schwerpunkten
Slides aus der Projektbörse |